Biographie Caroline Herschel
Am 16. März 1750 wird sie als Caroline Lucretia Herschel geboren. Sie ist das einzige Mädchen unter den fünf überlebenden Kindern von Isaak und Anna Ilse Herschel. Der Vater ist Militärmusiker, die Söhne bekommen ebenfalls eine Ausbildung als Musiker. Der Vater gibt ihr Geigenunterricht, was von der Mutter nicht gerne gesehen wird, weil sie fürchtet, dass Caroline sie „durch zu viel Bildung“ ebenso verlassen könnte wie die Söhne. Der einzige Bruder, der sich um sie kümmert, ist Wilhelm.
Ab 1756 besucht sie die Garnisonsschule in Hannover, wo sie Schreiben und Lesen sowie Handarbeitsfähigkeiten lernt. Mädchen wurden nicht in Rechnen unterrichtet, weshalb sie sich diese Kenntnisse erst später erarbeitet. Nach dem Abschluss der Schule will der Vater ihr eine höhere Erziehung zukommen lassen, die Mutter lehnt dies ab und schickt sie zu einer Weißnäherin, um die Anfertigung von Wäsche für die Familie zu erlernen.
1760 erkrankt sie an Typhus, weshalb sie nur zu einer Größe von 1,40 Meter heranwächst. Ihre Brüder Wilhelm und Alexander ziehen 1765 nach England, wo sie ihre Dienste als Musiker anbieten. 1766 erhält Wilhelm eine feste Anstellung als Organist in Bath. Im Laufe der Jahre komponiert er u. a. 6 Symphonien.
1767 stirbt ihr Vater. Sie verrichtet für die Mutter Haushaltstätigkeiten.
1772 Bei einem Besuch schlägt Wilhelm vor, dass Caroline zu ihm nach Bath kommt, wo er sie zur Sängerin für seine Konzerte ausbilden und als Haushälterin beschäftigen will. Nachdem er ihrer Mutter eine Leibrente zusagt, von der sie ein Dienstmädchen einstellen kann, willigt diese ein. Mit 22 Jahren reist Caroline in einer stürmischen Überfahrt nach England. Ihr Bruder Alexander Herschel wohnt ebenfalls in Bath. Sie arbeitet als Haushälterin für ihren Bruder und wird von ihm in Gesang sowie in Geometrie und Mathematik unterrichtet.
1773 beginnt Wilhelm sich immer mehr mit Astronomie zu beschäftigen. Er kauft Instrumente und Werkzeug, um Beobachtungen durchführen zu können. Caroline und Alexander unterstützen ihn dabei. Caroline übernimmt immer mehr Aufgaben in der Werkstatt und überträgt sämtliche Beobachtungen in Reinschrift und führt Berechnungen zur Bestimmung der Position der Sterne durch.
1775 Umzug in ein neues Haus in Bath. Auf dem Rasenplatz wird ein Teleskop von rund 6 Meter Länge errichtet. Die Konstruktion und der Verkauf von Teleskopen beanspruchen immer mehr ihrer Zeit. Bei der Herstellung und Verwendung der Instrumente kommt es immer wieder zu Unfällen. Sie kopiert für ihren Bruder Partituren für das Orchester und studiert seine Werke mit kleinen Chören ein, darüber hinaus hat sie erste kleinere Auftritte. Nach den Konzerten beginnen sie den Nachthimmel zu beobachten.
1777 Umzug in ein neues Haus in Bath (19 King Street), das heute als Herschel-Museum besichtigt werden kann.
1778 hat sie ihren ersten großen Auftritt in Bath als Sängerin beim Oratorium „Messias“ von Georg Friedrich Händel und erhält dafür viel Anerkennung.
Am 13. März 1781 entdeckt Wilhelm den Planeten Uranus. Die wissenschaftliche Sensation macht ihn von einem Tag auf den anderen berühmt. Der König bietet ihm an königlicher Hofastronom zu werden mit einem Gehalt von 200 Pfund im Jahr, sodass er nicht mehr als Musiker arbeiten muss und sich ganz auf die Astronomie konzentrieren kann. Caroline gibt ihre musikalische Laufbahn auf und begleitet ihren Bruder als seine Assistentin.
1782 Umzug nach Datchet (nahe Windsor), von wo aus Wilhelm als Hofastronom arbeitet. Auf dem Dach des neuen Hauses ist Platz für Beobachtungen mit einem kleineren Newton-Teleskop, „Sweeper“ genannt, mit dem Caroline selbstständig zu arbeiten beginnt. Sie entdeckt 3 neue Nebulae.
1786 Umzug nach Slough. Wilhelm lässt ein 13-Meter langes Teleskop errichten. Als es fertig ist, sprechen viele von einem 8. Weltwunder. Allerdings erweist es sich in der Handhabung als viel zu schwerfällig und wartungsbedürftig.
Am 1. August 1786 entdeckt Caroline ihren ersten Kometen (35P/Herschel-Rigollet). Sie korrespondiert mit Sir Banks von der Royal Society, der dafür sorgt, dass ihr „historischer Brief“ mit der Ankündigung eines neuen Kometen veröffentlicht wird. Es ist ihre erste Publikation. Bis 1897 entdeckt sie insgesamt 8 Kometen (5 davon Erstsichtungen), darüber hinaus Nebulae und Sternhaufen.
1787 wird ihr schließlich vom König ein Gehalt von 50 Pfund im Jahr auf Lebenszeit zuerkannt, nach einem Gesuch ihres Bruders und auf Antrag von Sir Joseph Banks von der Royal Society. Sie ist die erste Frau, die für eine wissenschaftliche Tätigkeit ein Gehalt bekommt.
1788 heiratet Wilhelm die wohlhabende Nachbarin Mary Pitt. Caroline zieht in eine eigene Wohnung. Das Verhältnis zur Schwägerin ist gespannt, verbessert sich jedoch mit der Geburt von John Herschel, zu dem sie eine sehr innige Verbindung entwickelt. Sie arbeitet weiter am Observatorium für ihren Bruder und führt selbständig Beobachtungen durch. Sie überträgt und korrigiert die 67 Publikationen von Wilhelm Herschel, wird jedoch nicht als Mitautorin genannt. Ihr Bruder weist allerdings in Berichten darauf hin, welche Himmelserscheinungen von ihr entdeckt werden. Ihre Anerkennung in der astronomischen Welt zeigt sich auch darin, dass sie selbständig mit Astronomen einen fachlichen Austausch führt, wie z. B. mit dem Hofastronomen Sir Nevil Maskelyne.
1798 präsentiert sie der Royal Society ihre Bearbeitung des John Flamsteed Sternenkatalogs, der gedruckt wird und wofür sie später einige Auszeichnungen erhält.
1800 Wilhelm und Caroline entdecken bei einem Versuch mit einem Glasprisma, dass die Farben des Lichtspektrums unterschiedlich warm strahlen und es sogar „unsichtbares Licht“ gibt, das man messen kann und heute als Infrarotstrahlung bekannt ist.
1822 stirbt ihr Bruder Wilhelm. Sie beschließt nach Hannover zurückzukehren, um ihren Lebensabend bei der Familie ihres Bruders Dietrich zu verbringen. Vom Leben in Hannover ist sie nicht sehr angetan, sie erregt Aufsehen als „gelehrte Frau“. Sie bekommt Besuch von berühmten Wissenschaftlern wie Carl Friedrich von Gauß und Alexander von Humboldt. Ihrem Neffen John Herschel schickt sie 8 Bände wissenschaftliche Manuskripte, damit dieser sie zur Veröffentlichung bringt.
1828 erhält sie die goldene Medaille der Royal Astronomical Society und wird 1835 deren Ehrenmitglied. Einige weitere Auszeichnungen, u. a. 1846 von der Königlichen Irischen Akademie der Wissenschaften und in Preußen die große goldene Preismedaille für die Erweiterung der Wissenschaften. In Hannover schreibt sie „eine kleine Geschichte ihres Lebens“, die später von John Herschels Ehefrau veröffentlicht wird.
Am 9. Jänner 1848 stirbt sie im Alter von fast 98 Jahren in Hannover.
Was wäre eine Frau ohne Eitelkeit, ja was wäre ein Mann ohne diese? Der Unterschied ist nur der, dass man sie bei den Männern gewöhnlich Ehrgeiz nennt.
Caroline Herschel
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.