Hannah Arendt
Hannah Arendt
Hannah Arendt wurde am 14. Oktober 1906 in Hannover geboren. Sie wuchs in Königsberg als Tochter säkularer jüdischer Eltern auf. Als sie sieben Jahre alt war, starb ihr Vater. Bereits mit 13 Jahren las sie Kants Kritik der reinen Vernunft und Jaspers Psychologie der Weltanschauungen. Die Schule musste sie wegen Differenzen mit einem Lehrer verlassen. Sie ging nach Berlin, wo sie ohne formalen Schulabschluss die Guardini-Vorlesung zur christlichen Theologie besuchte. Zurück in Königsberg absolvierte sie als externer Prüfling das Abitur.
1924 begann sie in Marburg Philosophie bei Martin Heidegger, sowie Theologie und Griechisch zu studieren. Der zweifache Familienvater Heidegger und die 17 Jahre jüngere Studentin verliebten sich ineinander. Auf sein Drängen hin wechselte sie den Studienort und ging zu Edmund Husserl nach Freiburg im Breisgau. In Heidelberg promovierte sie 1928 über den „Liebesbegriff bei Augustin“. Ihr Doktorvater war Karl Jaspers, dem sie über die Jahre besonders freundschaftlich verbunden blieb.
1929 heiratete sie Günther Stern, der sich später Günther Anders nannte. 1937 ließ sie sich von ihm scheiden. In Berlin arbeitete sie mit ihrem Mann über die deutsche Romantik und erforschte insbesondere das Leben der Jüdin Rahel Varnhagen. In Berlin erlebte sie den Beginn der Nazi-Herrschaft und wurde nach dem Reichstagsbrand und den einsetzenden Verfolgungen selbst politisch aktiv. Sie war für eine zionistische Organisation tätig, um die beginnende Judenverfolgung zu recherchieren. Ihre Wohnung diente Flüchtlingen als Zwischenstation. Sie kam im Juli 1933 kurz in Gestapo-Haft.
1933 emigrierte sie zunächst nach Frankreich und war in Paris in einer jüdischen Flüchtlingsorganisation aktiv. Hier lernte sie Heinrich Blücher kennen, den sie 1940 heiratete. 1937 wurde ihr die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. 1939 gelang es ihr gerade noch, ihre Mutter aus Königsberg in Sicherheit zu bringen. Vom Mai bis Juli 1940 war sie im südfranzösischen Lager Gurs interniert. Nach fünf Wochen gelang ihr mit anderen die Flucht. Sie blieb einige Zeit in Paris und floh dann weiter in die USA. Das Land wurde ihr zur zweiten Heimat.
Zunächst schrieb sie politische Kolumnen für die deutsch-jüdische Wochenzeitschrift „Der Aufbau“. Dann wurde sie Cheflektorin eines Verlags und schließlich Leiterin einer Organisation zur Rettung jüdischen Kulturguts. In dieser Funktion kam sie 1949 erstmals wieder nach Deutschland. 1951 wurde Hannah Arendt amerikanische Staatsbürgerin. Im selben Jahr erschien ihr Hauptwerk „Origins of Totalitarianism“. Hannah Arendt erhielt eine Professur am New Yorker Brooklin College. Die Zeitschrift „New Yorker“ schickte sie 1961 zum Eichmann-Prozess nach Jerusalem. Ihre Berichte wurden vor allem von jüdischer Seite heftig kritisiert, weil sie den Judenräten Mitschuld am Holocaust gab. Ein Jahr später erschienen die Beiträge als Buch: „Eichmann in Jerusalem“. Der Untertitel wurde zum geflügelten Wort: „Die Banalität des Bösen“. 1963 wurde sie Professorin für politische Theorie an der Universität in Chicago. 1970 veröffentlichte sie ihre Studie „Macht und Gewalt“.
Am 4. Dezember 1975 starb sie in New York an einem Herzinfarkt.
„Hannah. Verstehen. Ein Dialog mit Hannah Arendt.“, The Outfit, November 2006
Reaktionen„Feinnervig setzte Brigitte Pointner vom portraitheater – mit wenig Aufwand was das Bühnenbild anlangt, nur ausgestattet mit Kostüm, einem T-Shirt mit Selbstdenkerin-Aufschrift samt Wickelrock – den monologischen Dialog mit HANNAH ARENDT in Szene. „Hannah. Verstehen.“ nannte er sich. Eine aufgeräumte Besucherin der gebuchten Jubiläumstour fand sich vor dem Publikum ein und mit dem Wickelrock einmal anders rum und einem Gang entlang ums Eck, sahen sich die ZuschauerInnen mit Texten von HANNAH ARENDT konfrontiert. Ein Dialog, der nur getragen wurde durch die schauspielerisch nuancierte Meisterleistung von Anita Zieher und dem Cello-Klangdesign von Margarethe Deppe. Kurzweilig und interessant verflogen eineinhalb Stunden.“
Der ganze Artikel auf www.theoutfit.at
Kritiken & Reaktionen: Aus dem Gästebuch
ReaktionenHannah. Verstehen. Ein Dialog mit Hannah Arendt.
Aus dem Gästebuch
- Wie beeindruckend war es gestern zu sehen, wie aus einem hochkomplexen Thema eine Aufführung der Sonderklasse gestaltet wurde. Wer hätte auch nur ahnen können, dass Hannah Arendt dem Zuschauer auf eine derartig vergnügliche Art und Weise vorgestellt werden konnte, ohne dabei darauf zu vergessen die wichtigsten Botschaften einer einmaligen Denkerin zu kommunizieren. Wir hatten den Eindruck, dass die Inszenierung vollkommen war und dass Anita Zieher die schwierige Wechselrolle erstklassig gemeistert hat. Der Abend war eine Freude und ein Abenteuer zugleich.
Thomas Zankel - Die Vorstellung war eine Wucht. Wie Anita Zieher beide Rollen authentisch hautnah spielte, war wirklich elektrisierend. Jetzt verstehe ich etwas von Klangdesign. Dies ist reine Meditation, Atmosphäre zum Theaterabend bringen, Genuss pur für uns. Was muss Margarethe Deppe alles auf dem Hut haben, dass sie so etwas konzipiert.
Christa und Johannes Kunz - Wenn einem eineinhalb Stunden wie 5 Minuten vorkommen, dann hat man entweder geschlafen oder man war von einer Sache gefesselt. Ich habe heute Vormittag das Stück von Brigitte Pointner angeschaut und bin genauso beeindruckt, wie meine Freundinnen, die ich mitgeschleppt habe – ein fantastisches Stück, exzellent dargeboten.
Anna - Ein sehr informativer, unterhaltsamer Abend, der die Angst vor der „intellektuellen“ Hannah nimmt.
Silvia H. - Es ist große Kunst, schwere Kost so zuzubereiten, dass sie leicht verdaulich ist. Gratulation.
Ulrike Deubler
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