Biographie Williamina Fleming
Am 15. Mai 1857 wird Williamina Paton Stevens Fleming in Dundee (Schottland) geboren. Sie ist die Tochter von Mary Walker und Robert Stevens, einem Bildermacher und Vergolder, der sich bereits mit Daguerreotypie beschäftigte und so Flemings Interesse an Fotografie weckte.
1864 stirbt ihr Vater.
Bis 1871 besucht sie öffentliche Schulen in Dundee. Aufgrund der wirtschaftlichen Not und geringer Arbeitsmöglichkeiten für die Brüder beginnt sie mit 14 Jahren als Aushilfslehrerin zu arbeiten.
1878 heiratet sie James Orr Fleming, einen 16 Jahre älteren Bankangestellten. Sie emigrieren in die USA und lassen sich in Boston nieder. Kurze Zeit später wird sie schwanger und ihr Ehemann verlässt sie. In den Unterlagen zur Erlangung der US-amerikanischen Staatsbürgerschaft gibt sie später an, ihr Ehemann sei verstorben.
1879 beginnt sie als Dienstmädchen im Hause Pickering in Cambridge (Boston) zu arbeiten. Kurze Zeit darauf übernimmt sie erste Rechenaufgaben für Mr. Pickering im Observatorium.
1881 kehrt sie einige Monate nach der Geburt ihres Sohnes Edward zurück nach Boston. Sie wird feste Mitarbeiterin am Observatorium und arbeitet dort wie viele andere Frauen als „Computer“ (Rechnerin). Dass am Observatorium unter der Leitung Edward Pickering viele Frauen arbeiten, führt dazu, dass manche sich über „Pickerings Harem“ lustig machen. Dank ihrer Arbeit im Institut kann sie einige Jahre später ihren Sohn und die Mutter in die USA nachkommen lassen.
1885 beginnt sie anhand der Fotografien die Helligkeit von Sternen zu vermessen und ihre Position zu errechnen.
1886 Nachdem ihre Vorgesetzte Nettie Farrar das Observatorium verlässt, wird sie mit der Aufsicht über die Rechnerinnen beauftragt. Sie beginnt die Draper-Platten zu analysieren und die Sternspektren auszuwerten. Der Direktor ermutigt sie, die seit 1866 existierende Sternklassifikation von Pater Angelo Secchi zu erweitern. Sie unterteilt die Sterne in 17 Kategorien und ersetzt die römischen Ziffern durch Buchstaben. Annie Jump Cannon verändert später noch einmal die Sternklassifikation, indem sie einige Spektralklassen fallen lässt und manche zusammenfasst, sodass die Abfolge mit OBAFGKM festgelegt ist. Diese Klassifikation wird später von der astronomischen Community übernommen.
1888 wird Antonia Maury als Rechnerin eingestellt, Fleming beauftragt sie mit der Auswertung von lichtstarken Spektren. Fleming beklagt sich über die allzu ausführlichen Beschreibungen die Maury macht, schätzt jedoch ihre Genauigkeit, die zu einigen Entdeckungen von Sternen führt.
1890 wird der von ihr vorbereitete Draper-Katalog der Sternspektren in Band 27 der Annalen der Universität publiziert. Dafür hat sie mehr als 10.000 Sterne klassifiziert und einen Katalog von 400 Seiten zusammengestellt. Der Katalog wird im Laufe der Jahre von Antonia Maury und Annie Jump Cannon erweitert.
1893 beaufsichtigt sie die Übersiedlung von 30.000 Glasplatten in das neue, brandsichere „Brick Building“. Sie entdeckt ihre erste Nova auf Platten aus Arequipa (Peru). Für die Weltausstellung in Chicago bereitet sie den Beitrag „A Field for Woman’s Work in Astronomy“ vor.
1895 entdeckt sie zwei Novae, worüber der neue Harvard-Rundbrief berichtet. Insgesamt entdeckt sie 10 Novae, 310 Veränderliche und 59 Gasnebel. Zu ihren bekanntesten Entdeckungen zählt der Pferdekopfnebel im Sternbild Orion.
1896 kommt Annie Jump Cannon als Forschungsassistentin ans Institut. Um ihre finanzielle Lage zu verbessern, bietet Fleming ihr ein Zimmer in Untermiete an, was die beiden Frauen auch dazu nützen, abends noch astronomische Fragen zu besprechen.
1899 wird sie Kuratorin der Astrofotografie und erhält somit als erste Frau einen Titel an der Harvard Universität. Sie hat die Aufsicht über die mittlerweile rund 20 Harvard-Rechnerinnen.
1906 wird sie Ehrenmitglied der Royal Astronomical Society. Weitere Auszeichnungen erhält sie u. a. vom Wellsley College und der Society Astronomique de France.
1907 wird sie US-amerikanische Staatsbürgerin. Sie publiziert „A Photographic Study of Variable Stars“ in Band 47 der Annalen.
Am 21. Mai 1911 stirbt sie in Boston nach einer Lungenentzündung.
1970 wurde der Mondkrater Fleming nach ihr benannt.
Verschwendet der Direktor je einen Gedanken daran, dass ich ebenso wie die Männer für ein Haus und eine Familie aufkommen muss? Und das nennt sich nun ein aufgeklärtes Zeitalter!
Williamina Fleming
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